Gedanken zum Thema von Ingbert Tornquist
Es ist noch früh am Abend, ich habe beizeiten den Hochsitz eingenommen. Es wird noch dauern, bis mit dem Austritt des Rehwildes zu rechnen ist. Entspannt mache ich es mir bequem. Endlich Mai, endlich Bockjagd.
Die Zeit der Versammlungen, Tagungen und Sitzungen ist vorbei, zuletzt die Jahreshauptversammlung in unserer Kreisjägerschaft. Die Gedanken gehen zurück.
Einige Jäger, die schon etliche Jahre einen Jagdschein haben, beklagten sich auf der Versammlung über fehlende Jagdmöglichkeiten und baten, ja forderten die Revierinhaber auf, mehr Jagdmöglichkeiten für revierlose Jäger zur Verfügung zu stellen.
Ein verständlicher Wunsch. Will doch jeder passionierter Jagdscheininhaber auch praktizierender Jäger sein. Nicht jedem ist von Haus aus eine Jagdmöglichkeit oder ein Revier in die Wiege gelegt worden. Nicht jeder kann oder will eine Eigenjagd pachten.
Auf der anderen Seite sind die Pächter oder Inhaber der Reviere, die selten sämtliche jagdlichen Arbeiten allein erledigen können, sondern durchaus auch auf die Unterstützung und Hilfe von Mitjägern angewiesen sind. Wie insgesamt in der Jägerschaft, so droht auch in machen Revieren eine Überalterung der Pächter. Wer macht bei zunehmendem Alter die körperlich anstrengenden Arbeiten, wer hat noch den Mumm und die Passion, sich bei Wind und Wetter die Nächte um die Ohren zu hauen? Wer läuft die weiten Wege, wer steht auf Abruf mit einem brauchbaren Jagdhund zu Verfügung?
In den meisten Revieren ist das alles bestens geregelt, eine handvoll bewährter und zuverlässiger Jagdkameraden unterschiedlichen Alters stehen zu Verfügung, um nicht nur auf den Bock oder den Hirsch zu jagen, sondern um die vielfältigen Hege und Pflegemaßnahmen mit und ohne Büchse durchzuführen.
Warum ist es scheinbar so schwer, als revierloser Jäger hier Anschluss zu finden?
Während ich auf dem Hochsitz weiterhin auf den Bock warte, kreisen meine Gedanken immer wieder um diese Frage.
Was würde ich einem Jungjäger oder einem revierlosen Jäger hier raten?
Es hat sicher keinen Zweck, wenn Du zu Hause zu sitzt und Dich grämst, dass niemand anruft und eine Jagdeinladung ausspricht. Hier musst Du selbst etwas tun.
Zunächst musst Du Dir drei Dinge klar machen:
Frage also nicht, was die Jagd für Dich tun kann, sondern frage, was Du für die Jagd tun kannst. Die Jagd besteht bekanntlich nicht nur aus der Bockjagd.
Mache Dich bekannt und zu einem wichtigen Mitglied der Jägerschaft. Hierzu gibt es verschiedene Wege, die zum Ziel führen können.
Wenn Du das alles aber nur machen willst, um zu einer Jagdeinladung zu kommen, vergiss es! Du wirst schneller durchschaut, als Du denkst.
Wenn Du das aber alles gern und mit Begeisterung machst, wird man das auch merken. Wenn dann noch die Chemie stimmt, kommt bestimmt irgendwann die Frage, ob Du eine Jagdmöglichkeit hast.
Wenn Dir das aber alles zu viel ist, dann gehe man zu Deiner Lieben ins Bett und warte darauf, dass der Bock an Deinem Bettpfosten angebunden wird. Da wirst Du lange warten können.
So, jetzt muss ich mich aber hier konzentrieren. Ein Bock ist eben ausgetreten….
Ich wünsche Dir auch guten Anlauf und viel Waidmannsheil.